Der Countdown läuft oder: Fazit nach 10 Wochen GR (September - November 2010)

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sternschnuppe
Gelöschter Benutzer

Der Countdown läuft oder: Fazit nach 10 Wochen GR (September - November 2010)

von sternschnuppe am 20.07.2011 12:39

Morgen sind es noch zwei Wochen. Das kann ich nicht wirklich glauben, dann sind 10 Wochen einfach so vorbei! Natürlich freue ich mich auf mein schönes Zuhause und vor allem - jetzt im Winter - auf die Heizung. Zwar kann ich die Klimaanlage hier auf warm stellen, aber eine Zentralheizung in D ist doch irgendwie etwas anderes. Wenn ich hier Eigentum hätte, dann definitiv nur mit Heizung oder Kamin. Die Restaurants, Cafés etc., die ganzjährig aufhaben, haben alle einen großen Kamin bzw. jetzt für die Übergangszeit die Heizpilze draußen stehen und auch an. So viel zum Umweltbewusstsein der Griechen, da hat sich nicht wirklich etwas geändert – auch nicht bei den jungen Leuten. Und die Recyclingcontainer die es seit letztem Jahr flächendeckend hier gibt, werden in der Hauptsache von Touristen genutzt. Man muss den Griechen Zeit geben, sich daran zu gewöhnen, heißt es …

Das Wetter hier ist seit Tagen wieder „sommertauglich“, wir haben 22, 23 und 24°, strahlend blauen Himmel, Sonne pur, keine Wolken (außer heute 3 – 4) und so gut wie keinen Wind. Ich frühstücke seit Tagen wieder draußen und gehe tagsüber zum Strand! Das ist einfach himmlisch. Sogar die Griechen sind am Strand – einige zum Baden, einige zum Sonnen. Natürlich kann man nicht mehr bis Mitternacht draußen sitzen, abends sind Strümpfe und eine Jacke sehr angenehm.

Da hat hier das Wetter im Oktober und im November kurzer Hand getauscht. Mitte / Ende Oktober hat es öfter geregnet, es gab einen Tag ein ganz heftiges Unwetter (Gewitter, Starkregen, Hagel) mit einem Toten auf Chios und Ausnahmezustand dort, Sturm der üblen Sorte mit Windstärke 8 – 9, abends war es dann einfach nur a…kalt und ich war froh über meine warmen Wintersachen. So ein Sturm, wenn er dann noch aus Norden kommt, nervt gewaltig und auch die Einheimischen waren froh, wenn er nach 2,5 Tagen vorbei war. Da hat man nix mehr hier gemacht, rausgehen nur im äußersten Notfall, ganz kurz und ganz schnell.

Kennengelernt habe ich ganz viele interessante Leute: einen mittelalten Brasilianer, der mehrere Monate Griechenland und die Türkei bereiste, ein junges Pärchen aus Argentinien auf Honeymoon, die anschließend noch nach Rom wollten, eine junge Frau, die vorher mehrere Wochen in Afrika war, zwei Kanadierinnen, die 6 Wochen in ganz Europa unterwegs waren, eine bereits pensionierte Norwegerin (war Deutsch- und Englischlehrerin) aus Oslo mit der ich jetzt öfter maile, ein Ehepaar etwa gleichen Alters aus Essen-Steele, die noch bis Sonntag hier sind. Und nicht zu vergessen, die ganzen Leute die hier links und rechts nebenan gewohnt und Urlaub gemacht haben: Deutsche, Engländer, Schweizer, Amerikaner, Kanadier, Franzosen, Griechen und der deutsche Reisejournalist Klaus Bötig. Und natürlich habe ich auch wieder Andreas aus Kiel getroffen – aus meinem Sifnos Kurs 2003 – seither treffen wir uns immer zufällig hier.

Das war sehr interessant mit den vielen verschiedenen Leuten und ich habe immer viele Tipps geben können, viele Leute habe ich auch irgendwo unterwegs auf der Insel getroffen, aber seit ich hier alleine mit „meinem“ Innenhof bin mag ich es auch sehr. Mit den ganzen verschiedenen Urlaubern war das toll, aber die waren natürlich irgendwann immer weg.

Jetzt außerhalb der Saison bzw. im Winter ist es hier völlig anders, es ist pures Griechenland und keine Urlaubsinsel mehr. Es ist ruhig, leer und beschaulich. Man hört Geräusche, die man vorher nicht wahrgenommen hat und die „Hausfähre“ Blue Star (fährt das ganze Jahr über 2 x täglich Piräus – Paros – Naxos – Santorini und zurück) tutet wieder laut und lange beim An- und Ablegen. Mein Lieblingscafé öffnet je nach Wetter, 2/3 der Einrichtungen hat zu, es wird überall gehandwerkert fürs nächste Jahr, viele Griechen gehen nach Athen, weil sie nur im Sommer hier sind bzw. hier arbeiten oder viele Griechen kommen zurück, weil sie im Sommer woanders arbeiten. Die meisten Geschäfte haben jetzt sonntags geschlossen und abends nicht mehr so lange auf. Viele der Restaurants, die ganzjährig geöffnet sind, haben Montag und Dienstag Ruhetag. Ausländische Zeitungen gibt es nur noch sehr spärlich. Vorgestern Abend z.B. war ich vergeblich bei vier Restaurants, die dann doch nicht ganzjährig geöffnet haben – trotz Kamin.

Wetter- und klimamäßig habe ich hier alles mitgemacht: Hochsommer, Spätsommer, Winter, Regen, Gewitter, Hagel, Unwetter, Sturm, Kälte. Barfuß, Strümpfe, kurze Hose, lange Hose, langärmelig, kurzärmelig, Sommerfähnchen, dicke Jacke, warme Sachen. 6 kg Übergepäck (finde ich o.k. für 10 Wochen), 2 x in einem hervorragenden Waschsalon gewesen. Dazu kamen noch Stromausfälle (bei vier habe ich aufgehört zu zählen), Taschenlampe must to have, gestrandeter Delfin, Internet ging ca. 2/3 der Zeit nicht, 5 Geschäfte oder so abgeklappert bis ich endlich einen Surfstick bekam. Manchmal harte Geduldsproben mit der griechischen Mentalität. Zwar kenne ich sie seit 23 Jahren, aber manchmal passiert es auch mir, dass ich richtig sauer werde. Nobody is perfect!

Heimweh? Nicht wirklich, bis auf letzte Woche, da hatte ich einmal kurz darüber nachgedacht nach Hause zu kommen – aber nur ganz kurz … Ansonsten habe ich hier völlig losgelöst von Zeit und Raum gelebt (und darf es ja noch 2 Wochen), ohne jegliches Zeitgefühl für Wochentage oder sonst etwas. Ich mag gar nicht dran denken, welche Schocks mich alle zuhause erwarten …

Was jedoch nicht so geklappt hat, wie ich es mir erhofft hatte, war der Kontakt zu griechischen Menschen. Zwar gibt es inzwischen viele Leute hier die mich kennen und grüßen aber ich bin und bleibe eben Ausländerin und griechisch perfekt kann ich natürlich nicht. Vielleicht müsste ich auch einfach ein Jahr oder so hier bleiben. D.h. an den Sprachkenntnissen arbeiten konnte ich leider nur sehr wenig. Aber ich habe mir ein tolles Lehrbuch hier gekauft und werde im Winter ganz viel lernen. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich alleine hier bin, dass ich als Frau alleine hier bin, dass ich nicht mehr 25 bin und blond sowieso nicht. Immer wenn ich mit Leuten unterwegs war, war es anders. Die Griechen mögen ja sehr Parea (Leute um sich, Gesellschaft, Freunde, Familie). Und ins „Beuteschema“ der jungen griechischen Männer falle ich ja nicht mehr (s.o.). In den meisten Einrichtungen trifft man halt immer noch Männer, Frauen eher spärlich. Und die griechischen Männer lassen eine alleinreisende Frau dann lieber in Ruhe, um ihr nicht zu nahe zu treten. Außer man ist – wie gesagt – 25 und blond …

Alles in allem kann ich nur das Fazit ziehen dass ich hier so viel unglaublich Tolles unterschiedlichster Facetten erlebt habe (positiv und negativ), von dem ich nicht eine Sekunde missen möchte! Als Frau in GR alleine ist man sicher, gut aufgehoben und muss sich nicht ängstigen (o.k. Athen vielleicht ausgenommen, aber ist es in München anders?).

Vangelis, mein Vermieter, ist ein toller Gastgeber, er ist sehr nett, gastfreundlich, hilfsbereit und in keinster Weise aufdringlich oder sonst etwas. Die Unterkunft hier ist ganz zauberhaft und ich bin sehr glücklich damit, ich habe selten in GR so toll gewohnt.

Wahrscheinlich ist es nix neues und auch nix überraschendes: wenn es irgend geht werde ich auf jeden Fall zum „Wiederholungstäter“!

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