Meine Winterreise 2010/11
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Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 17.01.2011 21:14Dienstag 21.12.2010
Gegen 8.00 Uhr werde ich wach, und egal ob Radio, Videotext, Internet, alle sagen das selbe : Die Strassenverhältnisse sind immer noch katastrophal, dennoch will ich jetzt los. Wenn ich ca. 50 Kilometer pro Stunde schaffe und pünktlich um 10.00 Uhr hier losfahre bin ich morgen früh um 10.00 in Venedig , im Südwesten Deutschlands soll sogar kaum Schnee liegen, also los. Nach der Morgentoillette also erst mal das notwendige Sortieren der Papiere, Tickets und meinem Routenausdruck vom ADAC. Zwar glaub ich kaum das ich mich auf dem Weg nach Venedig verfahren werde, aber bei langweiligen Autofahrten macht es mir oft Spass jede halbe Stunde mal zu lesen ob das was der Routenplaner schrieb auch tatsächlich der Wahrheit entspricht. Vor ca. fünf Jahren baute ich mir ein Wahnsinns CdRadioNavi Sytem von Becker ins Auto, es war teurer als das Auto damals, aber ich kam da sehr günstig dran. Dummerweise bin,war ich jedoch dann, wenn ich echt mal ein Navi hätte brauchen können, mit dem Mobil unterwegs, und da ich mich jahrelang drüber ärgerte und mich oftmals selbst verfluchte zu faul zu sein es ins Mobil zu installieren, baute ich es jetzt im Oktober endlich ins Wohnmobil, nach zwei Tagen, Kabelsalat, abgeschrabbten Hautpartien an den Knöcheln und eingequetschten Fingern inklusive war ich dann endlich fertig. Natürlich ganz ohne zu fluchen. Nun fahr ich mit dem Auto, in dem nun das alte Radio ohne Navi aus dem Mobil ist, dafür aber mit einem Ausdruck des Routenplaners des ADAC. Irgendwie zieht sich der Umstand nie das richtige Gerät zur rechten Zeit zu haben wie ein roter Faden durch mein Leben. Als Kind war ich Mega Stolz ein Bonanza Rad zu haben, so wie die anderen, aber als ich mein Rad endlich hatte fuhren die anderen alle Kettcar, als ich dann endlich ein Kettcar hatte fuhren die anderen Rennrad, als ich mich nicht recht entscheiden konnte zwischen Skate Board und Roller Skates weil es zwei Gruppen "Kumpels" gab, beobachtete ich erst mal welche Investition sich denn wirklich lohnt, und von da an war es um meine mobile Sportlichkeit geschehen, ich vertrieb mir die Zeit des Beobachtens der aktuellen Trends mit Musik und Mädels, und als die anderen damit anfingen konnte ich wieder nicht mit denen zusammen spielen, da mochte ich ältere Mädels und andere Musik, und naja, seit damals habe ich auch nie mehr jemanden aus dieser Kindergang gesehen. Und so ging es halt immer weiter, als ich heiratete und schon voll im Berufsleben stand und Kinder grosszog studierten andere, als meine aus dem gröbsten raus waren und ich am WE raus konnte mussten andere Babydienst schieben, und heute ist mein Navi nie da wo ich es brauch. Aber man gewöhnt sich daran. Auch kauften wir mal viele Koffer. Erst grosse Hartschalenkoffer, später Trolleys, vor zwei Jahren erst Trolleys die im Flieger als Handgepäck gelten. Kann ich echt empfehlen, wer hat schon Lust stundenlang am Gepäckband zu warten wenn man nur für ein paar Tage im gelobten Land ist. So wie im letzten Frühjahr. Dummerweise sassen wir wohl falsch, ziemlich vorne, und dummerweise stieg alles vorne aus, und dummerweise hatte ich nen Fensterplatz, aber der bot auch den Vorteil von weitem zu sehen,dass andere schon draussen am Gepäckband ihre Koffer bekamen während ich noch im Flieger sass und nicht an das Gepäckfach kam, das irgendwer zuschlug nach dem er sein Handgepäck entnahm. Dass der Flugbegleitung die passenden Schlüssel fehlten hätte ich ja nicht ahnen können. Diese gesammelten Koffer stehen nun alle fein nebeneinander im Keller, aber da meine liebste ja fleissig das Auto gepackt hat bzw. im Moment zu Gange ist werde ich wohl den ein oder anderen Koffer nicht im Gedächtniss zu haben. Trotzdem gehe ich vorsichtshalber mal gucken wie es aussieht. Ich bin beim Anblick des Autos echt erstaunt. Der gesamte Innenraum ist bis zum Himmel ausgefüllt mit irgendetwas, ich erkenn nur nicht womit, weil Decken alles verhüllen. "Alles geregelt Schatz" sagt meine liebste freudestrahlend, ein paar Kleinigkeiten noch, dann bin ich fertig. "Welche Kleinigkeiten" frag ich erstaunt? " Den kleinen einflammigen Gaskocher, einen kleinen Topf, den kleinen Wasserkessel, den elektrischen Wasserkocher, auf dem Schiff ist ja alles so teuer, und falls wir unterwegs nicht weiter kommen, son Kaffe ist schnell gekocht"."OK" sag ich,"kein Problem, wollt eh noch den Dachgepäckträger drauf bauen weil ich ne Waschmaschine mitnehmen wollte, oder sollen wir besser noch schnell nen Ford Transit kaufen?" Es nutzt alles nichts, und Diskussionen will ich nicht wirklich führen, und so kommen wir tatsächlich gegen 10.30 Uhr zum ersten mal weg. Aber nur ein paar Meter, sie vergass noch etwas, etwas dass mich die ganze Fahrt stören sollte, entweder störte es beim schalten, oder nahm mir die Sicht. Ein Symbol christlichen Glaubens, ein Stück Heimat, oder vielleicht auch nur ein Geschenk...
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 18.01.2011 00:16Dienstag 21.12.2010
Früher fuhren wir echt mehrere hundert Kilometer um etwas Winteridylle zu erleben, zu sehen. Dieses Jahr haben wir es vor der Haustüre. Und das zu Weihnachten. Das gabs so in dieser Form noch nie.
Aber wir haben dieses Jahr etwas anderes vor. Wir wollen weg vom Eis, vom Schnee, von Weihnachtsstimmung, Tannenbäumen, Putern, Rotkohl, Klössen, Knödeln, Stille Nacht Heilige Nacht
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 19.01.2011 10:48Dienstag 21.12.2010
Auch die Autobahnen sind Schneebedeckt, dennoch stelle ich erfreut fest dass ich bislang eher 70 statt 50 Kilometer pro Stunde schaffe. Mein nächstes Problem ist jedoch dass ich ständig im Radio etwas höre von schnell mal sparen, und schon an etlichern grossen gelben M´s vorbeifuhr, die wohl mittlerweile an jeder vierten Autobahnausfahrt zu stehen scheinen. Also Zeit für eine Pause. Da mir zu kalt ist auszusteigen nehm ich den Drive In Schalter, ich liebe es nämlich auch zu prüfen ob die Schemen einer Bestellung Bundesweit dieseslben sind. Hier waren sie wie überall. Bestellungen in ganzen Sätzen sind nicht zulässig.
Herzlich Willkommen bei Mc Donalds. Ihre Bestellung Bitte
Ein Big Barbeque als Maxi Menue mit..... (weiter komm ich trotz grösster Bemühungen nie, werd abgewürgt.)
Mit Pomme Fritz oder Patatoes ?
Mit Pommes Frites aber o........ (wieder werd ich abgewürgt)
Ketchup oder Mayo dazu ?
Nein
Welches Getränk?
Cola oh.....(wieder werd ich abgewürgt)
Mit Eis?
Ohne Eis
Sonst noch einen Wunsch
Ja, ich hätte gerne noch einen Big Mäc aber.. (Auch hier komm ich nie zum ganzen Satz und will mir die Prozedur ersparen die kommt, aber Ordnung muss sein)
Als Mc Menue Small oder Maxi Menue ?
Nur den Burger und oh(wieder werd ich abgewürgt)
Ein Getränk dazu? (Das ist die Stelle bei der sich vor Verzweiflung mein Haupt Richtung Lenkrad neigt)
NEIN!! und auch kein(wieder werd ich abgewürgt)
Ketchup oder Mayo dazu??? (Jetzt beiss ich ins Lenkrad)
NUR DEN BURGER UND DAS MENUE!!!!
Noch ein Menue?
NEIIN
Sonst noch einen Wunsch?
NEEEEEEEIIIIIIINNNNN
In unserem Mc Cafe gibts jetzt auch Kuchen
Mit Ketchup und Mayo?????
???????????
Hahahaaaaaa
Das macht dann 11,79 Euro am nächsten Fenster
Genüsslich verspeisen wir unser leichtes Mahl auf dem Parkplatz im Auto sitzend, und ich fange wieder an zu rechnen.
Noch 900 Kilometer und noch gut 18 Stunden Zeit, das sollte hinhauen
LG Werner01©
Ratschkatl
Gelöschter Benutzer
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Ratschkatl am 19.01.2011 11:18also wenn Du so leicht bekleidet im Auto gesessen hast, wie auf dem Foto, dann verstehe ich, dass Du gefroren hast
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 25.01.2011 20:45Dienstag 21.12.2010
Die weitere Fahrt verläuft erstmal absolut problemlos. Ab Speyer zeigt mein Aussenthermometer Temperaturen im Plusbereich, auch von Schnee ist hier weit und breit nichts zu sehen. Das Bild setzt sich bis zur Schweizer Grenze fort. Selbst die Hänge und Gipfel des Schwarzwaldes die man von der Autobahn sieht sind absolut grün. Verkehrte Welt. Auch die etlichen Baustellen auf der A5 stellen kein Hinderniss dar, dort wo es sich sonst normalerweise endlos staut, überall habe ich freie Fahrt. So passieren wir Basel noch im Tageslicht, auch eine Premiere für mich, da ich hier sonst immer in der Nacht vorbeifahre. Jedoch führt die Strecke meist durch Tunnels, so dass ich auch im hellen nicht viel zu sehen bekam .Mit zunehmender Dunkelheit nimmt jetzt auch die Verkehrsdichte ab, und so finde ich mich bald kurz vorm Gotthard Nord Portal wieder. Hier stand ich oft im Sommer Stundenlang im Stau, an guten Hauptreisetagen sind drei Stunden Wartezeit eher Normalität. Heute jedoch scheint ausser mir keiner diese Autobahn zu befahren, seltsames Gefühl. Zum Glück ist es hier in grösserer Höhe auch absolut Frost und Schneefrei. Das lässt hoffen. Hier war das Wetter bis dato immer schlechter als auf der Südseite, manches mal fuhr ich hier im Hochsommer bei kaum 15 Grad und Regen rein um auf der Südseite von strahlendem Sonnenschein und höheren Temperaturen empfangen zu werden. Auch direkt vorm Tunnel schein ich allein zu sein, die Ampel die eine Blockabfertigung von ca 20 Fahrzeugen erzwingt steht auf Grün. Also los, mehr als 17 Kilometer endlose Russverschmierte Wände betrachten und Abgasgeschwängerte Luft atmen. Es ist immer wieder aufs neue ein seltsames Gefühl hier durch zu fahren. Aber diesesmal ist es anders, ich scheine ganz allein in dieser Röhre zu sein, selbst die Luft hier drinnen kann man atmen.
Auf dem Bild sieht man nicht viel, es gab auch nicht viel zu sehen, ausser das was ich sah. Nichts, absolut kein Verkehr, und da ich dies noch nie hatte versuchte ich das im Bild festzuhalten. Es gelang nur kläglich.
Dennoch zeige ich es euch.
Das hier ausser mir niemand fährt ist einerseits ein Ereigniss, andererseits gebe ich gerne zu das es mich mehr und mehr wundert, irgendwie wird mir auch leicht unbehaglich. Kurz vor Ende des Tunnels dann endlich Gegenverkehr, von weitem sehe ich eine Reihe Scheinwerfer, die auf dicht hinternander fahrende LKW? Busse? schliessen lässt. Dazu sind alle weiss. Ein Konvoi der Uno? Rettet Werner01 oder wie? Beim passieren der ca 20 Fahrzeug starken LKW Kolonne erkenne ich auch warum alle weiss sind. SCHNEE. Die Fahrzeuge sind voller SCHNEE.
Also erst mal Fuss vom Gas, und bei der Ausfahrt aus dem Tunnel dann die Erkenntniss. Es schneit auch auf der Alpensüdseite. Hier ist das Wetter nicht immer besser. Ich komme nach der Ausfahrt aus dem Tunnel kaum hundert Meter weit. Ich sehe wieder NICHTS. Auch meine Scheibenwischblätter helfen kaum. Das ist mir wieder ein Foto wert, auch eins von mieser Qualität, aber so sah es echt aus, binnen Sekunden nach der Ausfahrt aus dem Tunnel. Mir kams vor als hätten rechts und links Leute gestanden die mir den Schnee Schaufelweise auf die Scheibe werfen.
Also was tun? denk ich. Hier mitten auf der Autobahn stehen bleiben kann ich nicht, ich würde unweigerlich überrollt vom nächsten der hinter mir aus der Röhre kommt, auf den Standstreifen, wo auch immer der sein mag kann ich nicht, ich erkenne ihn durch die Höhe des Schnees nicht. Auch hätt ich echt Angst da jemals wieder raus zu kommen. Also bleibt mir nur die "Delle" zu benutzen die ca. 3Meter breit ist neben den sich gut und gerne ca. 70 cm hohen Schneeberge zur rechten und zur linken. Vorsichtig roll ich also weiter und erkenne den Grund warum ich keinen Gegenverkehr im Tunnel hatte. Im fünf Minuten Takt kommen mir Räumfahrzeuge entgegen die auf der Bergaufpassage mit den Schneemassen kämpfen, und im Abstand von weiteren 5 Minuten dann Streufahrzeuge hinter denen sich kleinere Konvois Lkw in 10er Gruppen den Berg hinauf mühen. Leider scheinen alle verfügbaren Räumdienste auf der Gegenfahrbahn beschäftigt zu sein, und warten bis die sich oben drehen und bergab räumen kann ich auch schlecht in Ermangelung irgendeiner Haltemöglichkeit ausserhalb der Fahrrinne. Also bleibt mir nur vorsichtig weiter zu rollen. Wenigstens bis Bellizona. Da kommt ein Rasthof. Aber auch da, die Zufahrt ist dermassen mit Schnee bedeckt das ich es nicht wage die Rinne die hier jedoch breiter wird zu verlassen. Normalerweise brauche ich selbst mit dem Wohnmobil knapp ne Stunde bis Lugano ab Tunnelausgang, diesesmal brauche ich VIER Stunden. Ob ich zu vorsichtig fuhr weiss ich nicht, jedoch überholten mich ausser ein paar "wahnsinnigen" LKW Fahrern keine Fahrzeuge auf der gesamten Strecke.
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 25.01.2011 22:19Mittwoch 22.12.2010
Ab Lugano gings dann. Der Schnee der in Flockengrösse Heiermann (5 Mark Stück) vom Himmel fiel hat sich in Schneeregen gewandelt, meine Wischer verschaffen mir auch wieder freie Sicht und die Strasse liegt nur noch voller Schneematsch statt Schnee. Ab Chiasso dann "nur" noch Regen, jedoch nicht weniger heftig. Kurz vor Mailand lässt dann auch dieser nach. 2 Euro bis zum Ring Milano ovest und 2.50Euro auf dem Ring waren an Gebühren zu zahlen, nun zog ich ein Ticket das bis Venedig gilt. Es ist zwar 1.30Uhr, aber dennoch haben wir ausreichend Zeit, also machen wir erst mal eine Chianti Proscuito Pause.....muss sein in Italien. Auch hier scheint Weihnachten zu sein. Auch ein fremdes Gefühl. Festlich beleuchteter Autogrill
Erstens fahr ich ich fast ausschliesslich die Ancona Route, zweitens habe ich wohl auch noch nie drauf geachtet, aber nun habe ich auf dem Weg nach Venedig das Gefühl durch Europas grösstes Industriegebiet zu fahren. Zumal es dunkel ist und man von der Landschaft eh nichts erkennt. Fast auf der gesamten Strecke bis Venedig reihen sich Land und Baumaschinenhändler, Outletcenter und sonstige Megaindustriebauten, alle festlich weihnachtlich geschmückt und erleuchtet. Das spektakulärste konnte meine liebste leider nicht knipsen, es war ein riesiger Media Markt mit einer Frontfläche von gefühlten gut und gerne 4-500 Metern, welche von einem Riesen Netz Millionen blinkender blau grün weisser LEDs überzogen war. Aber meine liebste zogs vor zu schlafen. Schade, es sah echt toll aus.
Kurz nach drei dann Autobahnende, ich zahl ca.16 Euro, und stürz mich auf den Ausdruck meines Routenplaners. Mein Navi schlummert ja mal wieder in dem Fahrzeug, welches ich zum Reisen nicht nutze. Alles stimmt bis jetzt. Ich nehme wie beschrieben die dritte Ausfahrt aus dem Kreisverkehr Richtung Venice und Port, und da jetzt hier auf dem Ausdruck steht ich hätte nach 200 Metern mein Ziel "Venice-Port" erreicht halte ich die Augen offen nach Schildern die mir den Weg zum richtigen Pier weisen. Kein leichtes Unterfangen wie sich zeigt. Erstens regnet es jetzt wieder so stark, dass die zweite Schaltstufe meiner Wischer beansprucht wird, zweitens scheinen die Italiener hier im Gegensatz zu Ancona Schilder mit der Aufschrift "Ferrie Boat to Greece" zu hassen. Nichts. Weit und breit. Nichts. Ich erkunde also das "Umland" des Hafens. Das hat aber auch etwas. Ich entdecke riesige, verlassene, halb verfallene Hallen die wohl mal Lagerhallen waren, entdecke eine Riesen Raffinerie, etliche Parkplätze. Parkplätze die dazu dienen für 8.50 Euro seinen Reisebus abzustellen, oder auch sein Wohnmobil, falls man so etwas besitzt. Die Gebühr gilt jedenfalls für 24 Stunden mit Bewachung. Zumindest im Sommer denk ich, denn jetzt ist hier weit und breit kein Mensch. Von diesen Parkplätzen gelangt man dann mit Shuttle Bussen zu Bootsanlegern an denen dann Taxi Boote nach Venedig ablegen. Die kosten dann 6 Euro. Alles das bring ich in Erfahrung, alles interressante Dinge, aber mich interressiert vielmehr wo die Schiffe nach Ellada abfahren. Also fahr ich jetzt das dritte mal zurück in den Kreisel am Autobahnende, irgendwo muss ich was übersehen haben oder die falsche Ausfahrt genommen haben. Alle Bootsanleger für Taxiboote fand ich schon, auch Hotels und deren Parkplätze, selbst einen Campingplatz gibts hier mitten in den Ruinen verfallener Industriebauten, aber Fähranleger nach Ellada fand ich bislang nicht. Und weit und breit keine Menschenseele die man fragen könnte, alles schläft oder hat sich verkrochen vor dem Regen, der nun immer stärker wird und die Temperaturen von knapp 3 Grad plus sind auch alles andere als angenehm. Eine Tankstelle gibts zwar, aber die hat geschlossen. Beim vierten Versuch etwas zu finden resignier ich dann auch, und freue mich mal wieder, dass ich ein absolut ruhiger und temperamentloser Zeitgenosse bin der sich weder ärgert noch aufregt, geschweige denn aus dem Auto springt und wie ein HB Männchen und rumbrüllt wo denn jetzt genau dieser Pier ist, und sich in den Arsch treten könnte sein Navi aus dem Auto gebaut zu haben oder nicht mit dem Mobil gefahren zu sein. Zum Glück bin ich anders.....
Da es grad mal 5.30Uhr ist und ich Zeit habe beschliessen wir also erst mal weiter Richtung Venedig zu fahren um dort irgendwo einen Menschen zu treffen den man fragen kann wohin mal also muss sofern man von diesem unwirtlichen Ort jemals wieder entfliehen kann. Ich fahr also los, biege NICHT an dem Hinweis Schild Minoan/Anek links ab sondern fahre über eine endlos erscheinende, ca. 8 Kilometer lange "Brücke" von der ich las und der man mir sagte dass ich dort NICHT fahren solle, bräuchte, mitten ins Zentrum von Venedig. Am Ende der "Brücke" , die sich bei Tageslicht zunehmend als Damm zu erkennen gibt, trau ich meinen Augen nicht. Da steht doch tatsächlich ein Riesen Schild.....dazu in griechischen Lettern...aha...Hier musste ich also hin. Porto Touristico Venice. Was also war passiert? Bei der Eingabe in den Routenplaner muss ich wohl irgendwie nicht bedacht haben, dass es mehrere Häfen in Venedig gibt und ich erforschte stundenlang den Porto Maghera in der Zona Industriale, also war zwar alles richtig was im Planer stand, nur die Zieleingabe Venice-Port war einfach falsch. Naviteq geht bei Venice Port wohl vom Porto Maghera aus.Aber ok, dafür kenn ich jetzt gute grosse bezahlbare Parkplätze, falls ich mal von Venedig aus mit dem Mobil fahre. Aber da meine favorisierte Gesellschaft ANEK kaum COB anbietet, nur in der Zwischensaison auf der Kriti2 falls sie zum Einsatz kommt, ab Venedig, und ich äusserst schlechte Erfahrungen mit Minoan machte, wohl eher unwahrscheinlich. Aber wer weiss.
Kurz nach sechs morgens ist es nun, und da der Schlagbaum zum Pier erst gegen acht öffnet gehen wir in die unmittelbar angrenzenden Hallen des Fischmarktes, geniessen trotz Winter mediteranes "Flair" und finden eine winzige, sehr einfache Cafeteria, 80Cent für nen doppelten Cappu, echt genial, und Leben pur um uns herum. Endlich Urlaub.
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 26.01.2011 00:01Mittwoch 22.12.2010
Gegen 8.00Uhr können wir ans Abfertigungsgebäude. Die Lefka Ori legte grad an, die ersten Fahrzeuge verlassen das Schiff. Ich geh zum Check Inn. Der Schalter ist in einem Gebäude das stark an irgendein Amt oder sonstige Anlaufstelle in den 50ern erinnert. Jedoch an die 50/60er in Deutschland. Alles alt, verfallen, aber keineswegs schmutzig. Man müsste hier eigentlich nur noch in Schwarz Weiss gucken, dann wäre die Illusion einer Zeitreise perfekt. Die alten Gebäude in Ancona, Igoumenitsa und Patras hat man längst erneuert, warum hier nicht?? Ich gehe also in ein "Strassenverkehrsamt" oder ins "Einwohnermeldeamt" oder in einen "Wartesaal irgendeiner Behörde" im Deutschland kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Nur gut das hier irgendwo das grosse blau gelbe Banner der ANEK hängt, sonst hätt ich niemals gedacht hier richtig zu sein. Da kaum Passagiere da sind, geht das Einchecken auch recht schnell.
Ein Beispiel, so trüb sieht das Gebäude vom Schiff von aussen aus, das schlechte Wetter ist nicht alleine Schuld
und so der Wartebereich der Kfz, trostlos
Kalt, grau, unwohlsein soll dieses Bild vermitteln, Winter hin oder Sommer her, auch die Nässe auf dem Boden, ich glaube nicht das es hier im Sommer wirklich schöner ist.
Und das alles ist nicht nur bei ANEK so, nein, Minoan nutzt das selbe Gebäude, denselben Pier..
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 26.01.2011 00:55Mittwoch 22.12.2010
Nach dem Einchecken haben wir etwas Zeit, es ist 8.30 Uhr und gegen 10.00 Uhr kommen wir aufs Schiff. Zeit für einen Kaffee. Im inneren des Abfertigungsgebäudes gibt es zwei Möglichkeiten, einen Automaten der für 2.50 Euro einen Pappbecher mit 0,1 Litern Kaffeähnlicher Brühe auswirft, oder einen Wartesaal mit dem selben unpersönlichen Charme des gesamten Gebäudes. Jedoch haben hier zumindest die Preise den Standard anderer Adria Häfen, 3,80 Euro möchte man hier für einen Kaffee haben. Da meine liebste jedoch so weit vorraus schaute und wir alles mithaben...
"Kochst du uns einen Kaffee" frag ich als ich zurück zum Auto komme nach dem Check Inn
"OK" sagt meine liebste
"Ich muss nur etwas umräumen" sagt sie
Nachdem das bislang unter Decken gehütete Chaos nun sichtbar wird zerfällt es auch, die Decken dienten wohl auch der Stabilisierung der Fracht. Hunderte Dosen fliegen nun durch das Auto, bei der Suche des Gaskochers. Auch die extra abgefüllte Flasche Wasser wird gefunden, nebst Wasserkessel. Geiles Gefühl. Zwar müssen wir einen Regenschirm übers Autodach spannen um zu verhindern dass die Regentropfen den Gaskocher zum erlöschen bringen, aber es funktioniert.
Das Wasser im Kessel der imens viel Platz weg nahm kocht. Er pfeifft sogar. Es hat sich echt gelohnt den mitzunehmen. Meine Augen leuchten, frisch aufgebrühter Kaffee. Selbst zwei Tassen kommen aus dem Chaos der Rücksitzbank zum Vorschein, Milch und Zucker auch. Herrlich. So einfach kann das Leben sein.
"Mist" sagt meine liebste
"Mist" frag ich
"JA,Mist "sagt sie
"Ich habe den Filter und das Filtergehäuse zu Hause vergessen" sagt sie
..........?????? guck ich fragend
.......!!!!!!!! sagt ihr Blick
Okäääääää.....sag ich
"Warum muss ich immer an alles denken"?? höre ich sie rufen....auf dem Weg 7.60 Euro für zwei Kaffe auszugeben....
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 26.01.2011 19:38Mittwoch 22.12.2010
Mit zwei glühendheissen Pappbechern Kaffee in der Hand beobachte ich meine liebste. Sie versucht Ordnung in das Chaos der Dosen auf der Rückbank zu bringen, Kocher und andere Utensilien wieder zu verstauen. Das Dingen welches mich die ganze Fahrt über nervte wird dabei behandelt wie ein rohes Ei und wechselt oftmals die Position, landet aber am Ende wieder auf dem Fahrersitz. Ebenso zwei Lidl Plastiktüten, ein Rucksack und meine Tasche in der sich mein Net Book befindet. Also im Moment eh kein Platz für mich, und da sie noch kramt bei starkem Regen und bei offenen Türen beobachte ich das Geschehen durch das Fenster der gut beheizten Abfertigungshalle. Zwei Streifenwagen die einen Transporter begleiten rauschen heran. Szenen wie in einem schlecht gemachten Hollywoodstreifen. Die Besatzungen der Streifenwagen springen aus den Wagen, verscheuchen erst einmal uns die da stehen hinter eine imaginäre Linie, drei weitere Zollbeamte sichern nun die Türe in Bodie und Doyle Manier, und nun öffnen sie die Schiebetüren des Transporters. Zwei Jungs, orientalisches Aussehen in zerrissenen Sommerklamotten, höchstens 18 Jahre alt, ca. 1.65cm gross und max. 50 Kg schwer, beide in Handschellen werden durch das Gebäude in einen Nebenraum geführt. "Bewacht" von 7 Beamten, drei von ihnen sogar mit einer Waffe im Anschlag. Respekt denke ich, ich hätte den armen Kerlen noch Fussfesseln angelegt und ne Kapuze übern Kopf gezogen. Dann wäre die Szenerie noch spektakulärer gewesen. Irgendjemand sollte den Flüchtlingen in Igoumenitsa und Patras mal klar machen, nur von dort weg zu kommen bringt rein gar nichts, auch in Italien müsst ihr erst mal aus den Häfen raus kommen, die hier mittlerweile ähnlich bewacht werden wie Hochsicherheitsbereiche der Militärs. Ich komm mir dämlich vor wie ein Voyeur zu zu schauen, wie die Jungs hier wie Schwerverbrecher durch die Halle geführt werden. Andererseits bin ich froh auch gesehen zu haben, das unmittelbar nach Verschwinden der beiden in einem Nebenraum eine Dame ein Tablett mit heissen Getränken in den Raum brachte. Der Umstand dass zwei Becher dabei waren lassen hoffen, dass es für die zwei Jungs war die in was weiss ich für einer Ecke des Schiffes gefroren haben müssen. Auch zeigen mir diese Bilder wie klein
meine "Probleme" doch sind.
Also Schluss jetzt mit ärgern darüber, dass mein Navi nie da ist wo ich es brauch. Auch die Aktion mit dem Kaffee und das unnütze Mittschleppen von Dingen die man nicht braucht und letztendilch doch zahlen von 7.60 Euro für zwei Kaffee, die mittlerweile kalt sind, sehe ich wieder in einem anderen Licht.
Also werde ich mich gleich beim Betreten des Schiffes auch nicht darüber aufregen, dass unser Keller voller Koffer aller erdenklichen Formate liegt, während ich mit einer Lidl Plastiktüte und nem Rucksack in der Hand an der Reception meinen Kabinenschlüssel in Empfang nehmen werde.Für die Koffer war nun mal kein Platz mehr. Wir hatten wichtigeres mitzunehmen, wie der Blick in mein Auto zeigt als ich zurückkehre. Irgendwie passte ich dann auch wieder auf meinen Sitz, und um punkt zehn fahren wir aufs Schiff, und wieder nervt dieses Dingen total das mich seit Stunden beim fahren nervt.
LG Werner01©
Re: Meine Winterreise 2010/11
von Werner01 am 26.01.2011 20:24Mittwoch 22.12.2010
Unser Schiff die Lefka Ori der ANEK ist schon älteren Baujahres und hat wohl schon hunderttausende wenn nicht Millionen Passagiere befördert. Auch habe ich mir längst abgewöhnt Fähren mit Kreuzfahrschiffen zu vergleichen.
Also betreten wir ohne grosse Erwartungen das Schiff. Ein zugegeben enger Fahrstuhl bringt uns nach abstellen unseres Pkw, welches absolut Stressfrei und in Ruhe und ohne jegliche Trällerpfeiffenverliebte Einweiser geschah, nach oben.
Ein tolles Bild erwartet uns. Auch hier ist Weihnachten.
An der Rezeption treffe ich auf absolut freundliches und entspanntes Personal. Nach Austausch der unvermeidlichen Höflichkeitsfloskeln die die Rezeptionistin aber echt so gut rüberbringt, dass ich glaube sie freut sich echt mich zu sehen und wünscht uns wirklich einen guten Aufenthalt und eine gute Reise, begleitet uns ein Steward in unsere Kabine.
Auch hier bin ich absolut positiv überrascht. Die Kabine ist ausreichend gross, verfügt über ein Bad mit Toillette auf der eine Banderole mit der Aufschrift "Desinfected" klebt. Das Waschbecken und der Spiegel strahlen mit den penibelst blank geputzten Armaturen um die Wette. Die Dusche sieht absolut neuwertig aus, kein Wasserfleck oder gar Kalkfleck.
Zwei Handtücher und zwei Badetücher mit je einer Probepackung Seife und Shampoo liegen auf der entsprechenden Ablage. Einfach Perfekt.
Die Betten sind absolut frisch und Faltenfrei mit gestärkten Laken bezogen. Zwei Kissen und weitere akkurat gefaltete Laken und Decken runden das Bild ab. Auch ein Blick unter die Matratze zeigt, dass man es hier mit Hygiene und Sauberkeit sehr genau nimmt. Besonders nett finden wir einen kleinen Korb auf dem Schreibtisch in dem sich zwei Orangen, zwei Mini Tafeln Schokolade und eine kleine Flasche kretischen Wein befinden.
"Herzlich Willkommen, ANEK Lines begrüsst sie an Bord.........." schnarrt es aus den Lautsprechern, und wir beschliessen trotz Dauerregen die Ausfahrt aus Venedig oben vom Pool Deck zu verfolgen. Denn etwas negatives gibt es doch zu bemängeln. Hier drinnen herrscht überall striktes Rauchverbot.
LG Werner01©