Die minoische Katastrophe

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Margarita

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Die minoische Katastrophe

von Margarita am 01.12.2010 13:41

Quelle:
Neue Zürcher Zeitung FORSCHUNG UND TECHNIK Mittwoch, 26.04.2000 Nr.97 77

Die minoische Katastrophe - ein Vulkan verändert die Welt

Einbruch von verheerenden Naturgewalten in eine harmonische Kultur

Von Volker J. Dietrich*

Schon seit längerem spekuliert man, der Ausbruch des Vulkans Santorin habe vor mehr als 3600 Jahren zum Untergang der minoischen Kultur geführt. Diese Hypothese ist zwar nach wie vor umstritten; doch wenn man sich vergegenwärtigt, vor welchem kulturellen Hintergrund sich diese gewaltige Katastrophe abgespielt hat, so erkennt man, dass dieses Ereignis für die Bewohner der Ägäis einschneidende Folgen gehabt haben muss.
Die kykladisch-minoische Zivilisation zählt zu den hochstehenden Kulturen der Bronzezeit. Über einen Zeitraum von tausend Jahren entwickelte sich zwischen dem heutigen Griechenland und Kleinasien eine eigenständige blühende Kultur, die vom Handel mit Rohstoffen und von der Seefahrt geprägt war. Das Ende dieser Zivilisation liegt auch heute noch im Dunkeln, dies, obwohl reichhaltige archäologische Funde aus dieser Zeit vorliegen. Eine umstrittene Hypothese besagt, der Untergang dieser Kultur sei auf die katastrophale Eruption des Vulkans Santorin zurückzuführen. Die Datierung von Baumringen und von Säurelagen im Grönlandeis sowie von Bimsablagerungen über dem Hykos-Palast in Ägypten (XVIII. Dynastie) zeigen, dass dieser Vulkanausbruch um 1628/1627 v. Chr. stattgefunden haben muss. Die Hypothese besagt nun, im Zuge des Vulkanausbruchs hätten starke Erdbeben und Riesenwellen (Tsunamis) die gesamte kykladische Inselwelt mit allen Schiffen und Siedlungen entlang den benachbarten Küsten zerstört. Die These ist schwer zu beweisen, hinterlassen derartige Ereignisse doch praktisch keine Spuren. Ein umfassendes Bild ergibt sich erst, wenn man vulkanologische und archäologische Erkenntnisse verknüpft.
Rohstoffe und Handel als Basis der Kultur
Auf den Kykladen bildete sich vor rund 4000 Jahren eine erste Zivilisation. Auf den Inseln wurden Töpferwaren, Werkzeuge und Waffen hergestellt und per Schiff über die gesamte Inselwelt vertrieben. Ein wichtiges Handelsgut war schwarzer Obsidian, das «High-Tech»-Material der Jungsteinzeit. Das harte, scharfe Obsidianglas war der begehrteste Rohstoff für Waffen und Schneidewerkzeuge. Alle im östlichen Mittelmeer gefundenen Pfeil- und Speerspitzen sowie Schneidewerkzeuge aus Obsidian entstammen einem einzigen Lavastrom auf der Vulkaninsel Milos. Diese Insel mit ihren heißen Quellen dürfte damals der Mittelpunkt des Rohstoffhandels gewesen sein.
Es ist nicht erstaunlich, dass sich in der Ägäis keine monolithische Kultur entwickelte. Die Ebenen an den Küsten Kleinasiens, Attikas und des Peloponnes sind von bescheidener Größe und von unzugänglichen Gebirgen umgeben. Auch die Kykladen boten nicht genügend Raum für größere Populationen. Einzig Kreta mit seinen fruchtbaren Ebenen und bewaldeten Bergen machte eine Ausnahme. Die Bewohner der Kykladen lebten vom Abbau mineralischer Rohstoffe und vom Seehandel. Das Klima war damals ähnlich wie heute: heiße Sommer und regnerische Winter, die Ägäische See häufig von Stürmen aufgewühlt. Nur erfahrene Seefahrer konnten die Kykladen bezwingen und Handel treiben. Entsprechend den unwegsamen und stürmischen Bedingungen waren auch die kykladisch-minoischen Schiffe: kleine, 10 bis 15 Meter lange und 3 bis 5 Meter breite Galeeren mit flachem Boden und hochgezogenem Bug und Heck. Häfen mit schützenden Molen gab es praktisch keine; die Schiffe wurden hinter schützenden Klippen und an Sandstränden über Baumstämme an Land gezogen und zu Wasser gebracht.
Als man begann, Metalle aus Erzen zu gewinnen, nahm der Handel rapide zu. Die Kykladen, Kreta und die Inseln der Dodekanes wurden zu zentralen Handelsplätzen. Gehandelt wurde Kupfer, Silber und Blei aus Attika und Zypern sowie Zinn, wahrscheinlich aus Afghanistan und Ägypten. Für die Ägypter war ein Handel mit den Kykladiten und Minoern unausweichlich, kam doch das Harz für die Einbalsamierung der Toten aus den Pinienwäldern Attikas und Kretas. Auch Töpferwaren, Farben und Hölzer waren wichtige Handelsgüter. Im Gegensatz zum minoischen Stützpunkt Miletos in Kleinasien weisen die Siedlungen auf den Inseln keinerlei Befestigungsanlagen auf, die auf eine Verteidigung gegen eine Invasion von der See hinweisen. Dies belegt die Überlegenheit der kykladisch-minoischen Seefahrer über die großen Schiffe der umgebenden Königreiche Syrien und Ägypten, die den Winden, Wellen und Untiefen der Kykladen offenbar hilflos ausgeliefert waren. Dank diesem Vorteil konnten sich die Kyklader und Minoer frei und unabhängig entfalten.

Fortsetzung folgt!

Ich hab die Haare schön, ich hab die Haare schön

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